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WIENER GEMEINDEBAU

Mehr als Licht, Luft und Sonne

Der Wiener Gemeindebau feierte 2020 sein hundertjähriges Bestehen und hält bis heute an seinem Grundsatz fest, leistbares Wohnen für eine breite Bevölkerungsschicht in hoher Qualität zu gewährleisten.

Bis 1918 stieg in Wien die Einwohnerzahl auf über zwei Millionen an, was zu unzumutbaren Wohnverhältnissen der Arbeiterschaft führte. Die nur durch ein Gangfenster belüfteten Bassenawohnungen (Zimmer-Küche-Wohnungen) waren meist überbelegt und wurden zusätzlich noch von rund 170.000 Bettgeher*innen und Untermieter*innen genutzt. Diese unhygienischen Zustände begünstigten Seuchen wie etwa Tuberkulose, welche als „Wiener Krankheit“ bekannt wurde.

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde ein Mietzinsstopp, der so genannte „Friedenszins“, eingeführt, damit sich die Bevölkerung weiterhin ihre Wohnungen leisten konnte. Dies hatte jedoch zur Folge, dass es für die schwächste Schicht – die Untermieter*innen – noch schwieriger wurde, eine Wohnung zu finden.

1922 wurde die Stadt Wien ein eigenes Bundesland und erhielt so auch die Steuerhoheit. Der Sozialdemokrat Hugo Breitner legte den Grundstein für den heutigen Gemeindebau – er führte eine neue Mietzinssteuer ein, die nur die obersten 20 Prozent der Mieten betraf. Die Luxusausgaben der Wohlhabenden finanzierten die Grundversorgung der breiten Bevölkerung; gleichzeitig wurde die Wirtschaft stimuliert.

1923 wurde daraufhin vom Gemeinderat das erste Wohnbauprogramm beschlossen, welches die Errichtung von 25.000 Wohnungen in fünf Jahren vorsah. Hauptziel war, gesunde Lebensbedingungen für Wienerinnen und Wiener zu schaffen – ganz nach dem Credo: „Licht, Luft und Sonne“. Diesem Leitbild blieb und bleibt die Stadt Wien beim Bau von kommunalen Wohnanlagen bis heute treu.

Zwischenzeitlich wurde das Augenmerk auf die Sanierung der zuvor errichteten Wohngebäude gerichtet. Dazu wurde 1984 der Vorgänger des heutigen wohnfonds_wien gegründet, welcher die geförderten Wohnhaussanierungen durchführte. So konnten etwa 10.000 Wohnungen jährlich saniert werden. Ziel dabei war es, die Wohnqualität zu verbessern, z. B. durch den Einbau von Liften, sowie Energie- und Heizkosten zu senken.

Der vormals letzte Gemeindebau in der Rösslergasse in Liesing wurde den Mieterinnen und Mietern 2004 übergeben. Aufgrund der hohen Nachfrage nach besonders günstigem Wohnraum beschloss die Stadt Wien 2015 den Bau weiterer kommunaler Wohnbauten zu forcieren. Aktuell sind mehr als 4000 neue Gemeindewohnungen in Umsetzung. Der erste Gemeindebau NEU (Barbara-Prammer-Hof) wurde 2019 an Mieter*innen übergeben.

Angesichts dieser herausragenden historischen Leistung leben heute in Wien etwa 500.000 Menschen in städtischen Wohnhausanlagen. Dies macht die Stadt Wien zur größten kommunalen Vermieterin Europas. Wiener Wohnen ist für Verwaltung und Bewirtschaftung von über 220.000 Wohnungen in rund 1.800 Wohnhausanlagen in Wien zuständig.

Neben dem Neubau und der Sanierung zählen auch die Pflege und Instandhaltung von Grünflächen, Innenhöfen, Spielplätzen, Waschküchen sowie Gemeinschaftsräumen für Hobbys, Sport und Freizeit zum Aufgabenbereich.

Keine Eigenmittel beim Einzug, unbefristete Mietverträge, keine Maklergebühren, keine Mietvertragsgebühr und keine Kaution machen den Gemeindebau zur kostengünstigsten Wohnform in Wien. Die Vergabekriterien für eine Wohnung sind klar geregelt: ab 18 Jahren, zwei Jahre durchgehender Hauptwohnsitz in Wien, österreichische oder gleichgestellte Staatsbürgerschaft und vorgegebene Einkommensgrenzen. Die Einkommensgrenzen sind mit Absicht höher angesetzt, um auch Familien, Paare und Singles aus der Mittelschicht zu erreichen und dadurch die soziale Durchmischung zu stärken.

Mit dem zusätzlichen umfangreichen Angebot an Sozial- und Beratungsleistungen für alle Lebensbereiche sowie mit kulturellen Veranstaltungen und Gelegenheiten für Freizeitaktivitäten bietet der Gemeindebau allen Bewohnerinnen und Bewohnern die Möglichkeit, den hohen Wohnkomfort mit ihrem Lebensstandard zu verbinden.